Mein persönlicher Bericht von der Freiheit-statt-Angst am 30.08.2014

von Gabriele Gawlich


Es war eine wirklich machtvolle Demo - das ist nicht nur dahin gesagt. Die Emotionen waren deutlich spürbar, sind tief in mich eingedrungen. Viele verschiedene Organisationen waren gut sichtbar – wie ein Puzzle, das ein deutliches Bild ergab. Als ich nachhause ging, begegnete mir ein Kind. Das hatte die Luftballons vieler Beteiligten gesammelt und gebündelt: ein gutes Sinnbild für das Büdnis: Gemeinsam gegen die Datenkrake!


Ihr kennt mich ja, wenn es Arbeit gibt, schreie ich "hier" - wie Gestern. Aber das war auch gut so.


Ich hatte mein MOGiS-Shirt an und für die Demo-Veranstalter Flyer am Rande der Demo verteilt.


Dadurch konnte ich mit einigen Menschen ins Gespräch kommen über den Inhalt der Demo - sogar mit einigen Englisch sprechen-

den Menschen (ich - mit meinem rudimentären Englisch).


Ein großer Teil der Leute zeigten sich ebenfalls genervt von der Datensammelei - wissen nur nicht, was sie dagegen tun können. Und entgegen des weit verbreiteten Vorurteils wissen besonders die älteren Menschen, was das für sie bedeutet.


Ich habe u.a. mit vielen Personen um die 70 gesprochen. Sie fühlen sich regelrecht belästigt durch den Mangel an Privatsphäre. Sie erzählten mir über ihre Wut, ihre Angst, ihre Enttäuschung. Sie fühlen sich bedroht, und zu Unrecht verdächtigt. Sie fürchten, dass sie ihre Ärzte, ihre Therapeuten, ihren Steuerberater, usw. nicht mehr unbeobachtet konsultieren können.


Einer meinte, dass sich das Internet zum Kaufnet entwickelt hat – was nicht ganz falsch ist. Viele der über 60jährigen hassen es, auf ihre Kaufkraft reduziert zu werden.


Für mich war in den Gesprächen der Zwiespalt wahrnehmbar zwischen dem Bejahen berechtigter Kriminalitätsbekämpfung und dem Sammeln und Verkaufen unter falscher Argumentation beschaffter, personenbezogener Daten (Stichwort "Gesundheits-

karte").


Diese Menschen möchten etwas tun, sind interessiert an Datenschutz – sie haben gerne einen Flyer genommen - einer hat einen ganzen Packen verlangt, um ihn vor den Ministerien zu verteilen (Gestern war dort Tag der offenen Tür).


Einige junge Leute sind das völlige Gegenteil (sicherlich nicht alle). Ich habe junge Leute ansprechen wollen, blonde 20jährige mit Smartphone und vollen Shoppingbeuteln. Die wirkten auf mich wie Zombis – Untote, ohne jemals gelebt zu haben. Sie glauben, dass man sich gute Gefühle durch ein Shoppingerlebnis kaufen kann. Liebe ist etwas teurer, dazu benötigt man den richtigen Kleidungsstil und die richtige Marke. Denen ist es völlig egal, ob die ganze Welt weiß, was für hohle Nüsse sie sind.


Mit denen muss man irgendwie ins Gespräch kommen - die haben keine Ahnung von Privatsphäre und Datenschutz!


Wir sollten aufhören, die Menschen nach unseren Vorurteilen zu behandeln. Damit stößt man die Menschen ab. Auch auf der Freiheit-statt-Angst 2014 sind viele der Aktiven nicht mehr ganz jung (wie ich auch). Wir brauchen für jeden die richtigen Argumente, damit sie sich angesprochen fühlen und selber Ideen einbringen: die Alten und die Jungen.

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